Wie lange sollte man sein Baby stillen?

Wie lange sollte man sein Baby stillen?

Viele Mütter stellen sich die Frage, wann der Übergang von der Milch auf feste Nahrung in Breiform beim Baby geschehen kann. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt sechs Monate (180 Tage) lang voll zu stillen, wobei Mütter in dieser Zeit auf Beikost besser verzichten sollten. Wie lang Stillen sinnvoll ist, erfährst du jetzt im folgenden Abschnitt. Ebenso findest du hilfreiche Informationen über das anschließende Abstillen.

Warum und wie lange Stillen?

Deine Muttermilch versorgt dein Baby mit grundlegenden Nährstoffen wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie Wasser. Insbesondere in den ersten sieben Lebenstagen versorgt die Vormilch, die sogenannte Kolostrum, dein Baby mit wertvollen Nährstoffen, Antikörpern und Wachstumsfaktoren. Des Weiteren unterstützt die Muttermilch die Darmflora, stärkt das Immunsystem und kann sogar dein Baby vor Allergien schützen. Dein Säugling trainiert durch das Saugen seine Mundmuskulatur.

Die Entwicklung seines Kiefers wird gefördert und Zahnfehlstellungen werden vorgebeugt. Das Stillen selbst bietet ein Moment der Stille und Nähe, gilt als Trostspender und fördert die emotionale Verbundenheit zwischen Mutter und Kind. Auch du als Mutter profitierst vom Stillen. Dein Körper schüttet Hormone aus, die deine Gebärmutter sich schneller zurückbilden lassen. Und du verbrennst beim Stillen Kalorien, sodass paar überschüssige Schwangerschaftspfunde zu purzeln beginnen.

 

Mehrere Monate oder sogar Jahre?

Es gibt unterschiedliche Informationen darüber, wie lange Stillen dauern sollte. Die WHO sowie UNICEF sind sich einig, dass die Muttermilch die beste Nahrung für einen Säugling ist. In der Regel wird einer Mutter empfohlen, sechs Monate voll zu stillen. Es gibt aber auch Frauen, die weit über das dritte Lebensjahr hinaus, ja sogar bis zum Schulalter stillen. Letztendlich entscheiden die Gesundheit und Lebenssituation von Mutter und Kind, wie lang Stillen notwendig ist.

Wie lange Stillen im ersten Monat?

Die ersten sechs Wochen nach der Geburt sind zwar wunderschön, aber auch besonders anstrengend. Jede junge Mutter stellt sich dabei die Frage, wie lang Stillen normal ist. Im Grunde wirst du zu Beginn dein Kleines ausschließlich stillen, was Dir hilft, deine Milchproduktion aufzubauen. Am besten solltest du dein Neugeborenes bereits in der ersten Stunde nach der Geburt anlegen. Nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. ist eine Stillzeit von 15 bis 20 Minuten an jeder Brust notwendig, damit dein Baby satt wird.

Tagsüber wirst du wahrscheinlich alle zwei bis drei Stunden stillen, nachts vielleicht nur alle drei bis fünf Stunden. Für ein Neugeborenes ist in den ersten Tagen ein zehn- bis zwölfmaliges Stillen völlig normal. Im ersten Monat kannst du deinen Säugling achtmal in 24 Stunden stillen. Als Grundwert gilt, dass ein Neugeborenes in den ersten Tagen nach der Geburt zwischen zwei und zwanzig Milliliter pro Mahlzeit trinkt. Dieser Bedarf steigt jeden Tag um etwa zehn Milliliter pro Mahlzeit und ab dem zehnten Lebenstag sollte ein Säugling täglich ein Sechstel von seinem Körpergewicht an Muttermilch zu sich nehmen. Wiegt ein Baby am zehnten Tag zum Beispiel 3200 g, so liegt der Tagesbedarf an Muttermilch bei etwa 530 ml. Diese Angaben sind lediglich Richtwerte. Lass dein Baby am besten so lange trinken, bis es satt das Köpfchen wegdreht.

Jedes Baby ist einzigartig und hat seine eigenen Bedürfnisse sowie Angewohnheiten. Es kann sein, dass es bereits nach 15 Minuten satt ist, oder an beiden Brüsten länger trinken möchte. Beim sogenannten Clusterfeeding trinkt ein Säugling über einen Zeitraum von zwei bis sechs Stunden stündlich und schläft im Anschluss länger. Akzeptiere den Stillrhythmus deines Kindes und vergleiche diesen nicht mit denen anderer Kinder. Achte auf die Körpersprache deines Säuglings und stille es, bevor es zu schreien beginnt, denn Schreien oder Weinen sind ein spätes Hungerzeichen. Ein hungriges Baby erkennst du unter anderem daran, dass es unruhig wird, sich die Lippen leckt, Saugbewegungen ausführt oder seine Zunge aus dem Mund streckt. Spätestens, wenn sich seine Körperhaltung anspannt, solltest du dein Baby stillen.

Stillen bei Brustverweigerung und Stillstreik

Gleich nach der Geburt oder in der gesamten Stillzeit kann eine Brustverweigerung bei deinem Baby auftreten. Dein Baby schreit und weint, zieht Grimassen und ballt die Fäustchen. Es hat Schwierigkeiten deine Brust zu fassen oder lehnt sie sogar ganz ab, kurz: Dein Kleines ist frustriert, denn Stillen klappt leider nicht von Geburt an. Mutter und Kind haben als Team viel zu lernen. Eine entspannte Umgebung, unterschiedliche Stillpositionen oder Kuscheln mit deinem Säugling können das Stillen erleichtern, bis die Brustverweigerung mit zunehmendem Lernprozess von selbst vorbeigeht.
Ein neues Waschmittel, Parfüm oder stark duftende Körperlotionen können deinen Körpergeruch so sehr verändern, dass es einen Stillstreik bei deinem Baby auslöst.

Wie bei der Brustverweigerung möchte es deine Milch nicht mehr. Häufig taucht dieses abwehrende Verhalten etwa sechs Monate nach der Geburt auf. Begegne einem Stillstreik mit ganz viel Ruhe und Geduld. Achte auf die Zeichen und Körpersprache deines Kindes und suche körperliche Nähe mit deinem Baby, ohne dabei ein Füttern erzwingen zu wollen. Der Stillstreik geht meistens bereits nach einigen Stunden vorbei. Spätestens in der Nacht, sobald dein Baby im Halbschlaf ist, gelingt das Anlegen wieder. Vorsicht: Eine Ohrenentzündung oder andere Krankheiten sowie Verdauungsprobleme könnten auch hinter diesem Phänomen stecken. Deine Hebamme, dein Kinderarzt oder eine Stillgruppe können Dir mit Informationen über den Stillalltag weiterhelfen und Klarheit verschaffen.

Stillen wie lange ab dem vierten Monat

Ab etwa dem vierten Monat musst du deinen Säugling nur noch vier oder fünfmal am Tag stillen, da er durch einen größeren Magen mehr Muttermilch pro Stillmahlzeit zu sich nehmen kann. Dank verbesserter Sehfähigkeit nimmt dein Kind sein Umfeld verstärkt wahr. Es beobachtet neugierig die Welt und hat immer weniger Zeit und Lust auf das lange Stillen.

Ein interessantes Geräusch oder schon allein ein Schatten können dein Baby derart ablenken, dass es das Saugen bereits nach wenigen Sekunden unterbricht. Das Stillen bedarf ein Moment der Stille, achte also auf eine ruhige und ablenkungsfreie Umgebung. Gewöhne deinen Nachwuchs langsam an bestimmte Geräusche und Handlungsabläufe. Damit dein Kind am Tagesgeschehen weiter teilnehmen kann, stille es z. B. in einer Trage vor deinem Bauch.

Tipps für ein sanftes Abstillen

Um den sechsten Monat herum wird sich dein Baby für feste Nahrung interessieren und es wird für euch Zeit, mit der Beikost zu beginnen. Das heißt aber nicht, dass du sofort das Stillen beenden solltest. Dein Baby braucht weiterhin deine Muttermilch, um alle wichtigen Nährstoffe und Kalorien zu erhalten. Stille es ganz nach Bedarf weiterhin vier bis fünfmal am Tag und nach dem ersten Lebensjahr kannst du dein Kind beliebig oft zwischen zwei und sechsmal am Tag stillen.

Damit sich dein Säugling an den Geschmack fester Nahrung gewöhnt, mische kurz vor dem Füttern etwas frisch abgepumpte Milch dem Brei oder Püree bei. Auf diese Weise bekommt es alle lebenden Inhaltsstoffe und Nährstoffe.

Vergiss nicht: Die Altersempfehlung von sechs Monaten ist nur ein Richtwert. Lass dich nicht unter Druck setzen, bereits nach sechs Monaten abzustillen. Im Gegenteil, stille dein Kind weit über das erste Lebensjahr hinaus. Denn je länger du stillst, desto mehr gesundheitliche, nährstoffbezogene und emotionale Vorteile gibt es für dein Kind. Weitere Informationen zum Thema Stillen wie lang findest du auf der Homepage der gemeinnützigen Organisation La Leche Liga.

 

Wie lange Stillen, wenn dein Baby nicht mehr will?

Am Ende seines ersten Lebensjahres spuckt dein Kind Brustwarze samt Muttermilch aus, dreht sein Köpfchen weg und interessiert sich für Essen? Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass dein Nachwuchs die Stillbeziehung von selbst beenden möchte. Vielleicht hat sich der Geschmack deiner Muttermilch aufgrund von bestimmten Lebensmitteln oder Medikamenten verändert, oder du hast vor dem Stillen Sport gemacht und viel geschwitzt.

Es könnte natürlich sein, dass dein Kleines aufgrund einer hormonellen Veränderung deine Milch nicht mehr trinkt und du sogar erneut schwanger bist.
Akzeptiere den Abnabelungswunsch deines Kindes und gleiche die verkürzte Stillzeit durch körperliche Nähe und viel Kuscheln aus. Bei diesem natürlichen Abstillen sinkt von selbst die Produktion deiner Muttermilch. Selten treten in dieser Zeit Brustentzündungen oder Schmerzen bei der Mutter auf.

Lange Stillen – Wie lange solltest Du weiter stillen?

Die durchschnittliche Stillzeit beträgt in Deutschland circa 7,5 Monate. Sobald Kinder über die gängige Stilldauer gestillt werden, spricht man von Langzeitstillen. Das lange Stillen ist in unserer heutigen Gesellschaft aufgrund von vielen Vorurteilen immer noch ein Tabuthema und bis zum ersten Lebensjahr stillen in Deutschland 92 Prozent der Mütter ab. Ein Kind zu stillen, dass bereits gehen und laufen kann, gilt als anstößig und sorgt in den sozialen Netzwerken immer wieder für Furore.

So liegt in Deutschland die Zahl der Frauen, die 24 Monate lang oder mehr stillen, lediglich bei zwei Prozent. Doch Mediziner sind sich einig, dass das lange Stillen viele gesundheitliche Vorteile für Kinder bringt und die Entwicklung des Gehirns positiv beeinflusst. Nach dem Übergang zu Beikost erhalten Kinder durch die Muttermilch weiterhin wertvolle Nährstoffe und Vitamine. Ab dem zweiten Stilljahr nimmt die Konzentration bestimmter Antikörper und Enzyme in der Muttermilch sogar zu, sodass das Immunsystem des Kindes noch mehr gestärkt wird. Folglich werden Kinder durch das lange Stillen weniger krank und leiden seltener an Allergien oder Infektionen. In der Tat liegt das natürliche Abstillalter zwischen zwei- und sieben Jahren und in vielen Ländern werden Kinder bis sogar ins vierte Lebensjahr gestillt. Jede Frau sollte selbst entscheiden, ob und wie lang Stillzeit notwendig ist, um ein Kind optimal zu versorgen und großzuziehen.

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