Kinder wollen ihre Umwelt mit allen Sinnen erkunden und erfahren. Dabei nehmen sie ihre Umgebung wesentlich ungefilterter wahr als wir Erwachsene. Alles muss erkundet und erforscht werden, die Neugier ist stets präsent und auch der Bewegungsdrang trägt dazu bei, dass das Kind buchstäblich „Hummeln im Po“ zu haben scheint. Dieses Verhalten hat allerdings mit einer Konzentrationsschwäche nichts zu tun.
Mit zunehmendem Alter fällt es den Kindern leichter, ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten und sich weniger ablenken zu lassen. Visuelle und akustische Reize werden weitgehend ausgeblendet. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Konzentration ist ein Lernprozess, welcher sich aber bis zu einem gewissen Punkt trainieren lässt.
Einfache Übungen reichen aus, um auch bei einem Kleinkind langsam die Ausdauer zu steigern. Sodass es sich eine Weile mit nur einer Sache, bevorzugt sogar alleine, beschäftigen kann. Hier sind einige Tipps für euch, welche ihr spielend einfach in euren Familienalltag integrieren könnt:
Empfehlenswerte Übungen
Konzentration gehört zu den kognitiven Fähigkeiten. Um diese optimal trainieren zu können, muss der Schwerpunkt auf Ausdauer liegen. Folgende spielerische Konzentrationsübungen haben sich dafür bewährt und bringen Gehirn und Aufmerksamkeit gleichermaßen auf Touren:
- Autogenes Training: Meditative Traumreisen sind gut geeignet, um die Ausdauer der Kleinen zu fördern. Mit Geschichten oder Situationsschilderungen wird die Fantasie der jungen Mädels und Jungs angeregt. Durch Zuhören und erleben der Story kommen die Kleinen zur Ruhe. Fantasiereisen sind bereits für Kinder ab 3 Jahren geeignet und werden mit Erfolg auch in Kindergärten und in Grundschulen eingesetzt. Dabei existieren zwei Varianten. In der einen werden die Zuhörer aktiv in die Geschichte mit eingebunden und direkt angesprochen. Die zweite Variante dient nur dem Zuhören, die Kinder werden nicht aktiv in die Handlung mit einbezogen.
- Progressive Muskelentspannung: Diese Methode ist optimal, um in Stress-Situationen gelassener zu bleiben und die Achtsamkeit mit dem eigenen Körper zu erlernen. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei einer Traumreise, jedoch wirken die Zuhörer immer aktiv mit. Alle Muskelgruppen werden angesprochen und durchlaufen unterschiedliche Phasen.
- Yoga: Bereits Kleinkinder können einfache Yoga- und Fitnessübungen ausführen. In ihrem eigenen Tempo. Es spielt dabei keine Rolle, wer besser oder weiter ist. Im Vordergrund steht, dass die Jungen und Mädchen die ausgeführten Einheiten bewusst und mit allen Sinnen wahrnehmen. Nur so gelingt ein Zusammenspiel zwischen Geist und Körper.
Welche Spiele sind geeignet?

Mit verschiedenen Lernspielen ist es möglich, das Kurz- und Langzeitgedächtnis zu trainieren. Dazu gehören beispielsweise Steck- und Sortierspiele oder auch Puzzle. Verzweifelt nicht daran, wenn sich euer Kind am Anfang kaum oder nur wenige Minuten mit einem Spiel beschäftigt und sich unmittelbar danach eine neue Spielmöglichkeit sucht. Da hilft es auch wenig, sich mit Müttern und Vätern Gleichaltriger zu vergleichen. Denn die Entwicklung eines jeden Jungen und Mädchen verläuft individuell. Diese Konzentrationsspiele für Kinder sind für Zuhause geeignet, Spielspaß für alle Beteiligten ist garantiert:
Klatschspiele
Bei dieser Übung werden das Sprachvermögen, die Koordination und das Rhythmusgefühl gleichermaßen gefördert. Zwei Kinder stehen sich gegenüber und klatschen sich, während sie einen Reim zusammen aufsagen, wechselseitig auf die Hände und auf die eigenen Oberschenkel. Ein passender Spruch für das Spiel, welches auch noch immer auf dem Pausenhof in der Schule gespielt wird, wäre zum Beispiel:
Wir sagen nonono
Wir sagen sisisi
Wir sagen no
Wir sagen si
Wir sagen empompi
Embambi Kolonie Kolonatsa
Embambi Kolonie
Akademi Safari
Akademi Bumbum
Twist mit Gummiband
Die Förderung von Koordination von Sprache und motorischen Fähigkeiten steht hier im Vordergrund. Ihr benötigt ein ca. 3 Meter langes Gummiband, welches an den Enden zusammengeknotet wird. Probiert aus, ob das Band stärkere Belastung aushält, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Benötigt werden 3 Mitspieler, 2 davon sind Steher und spannen mit ihren Beinen den Gummi, der dritte Beteiligte ist der Springer. Auch hier kann ein Abzählreim aufgesagt werden oder aber eine Geschichte wird erzählt, und es darf nur bei einem bestimmten Wort gesprungen werden. Macht der Springer einen Fehler, indem er etwa auf das Gummi tritt oder sich verhängt, tauscht er die Position mit einem der Steher.
Die Schwierigkeit kann gesteigert werden, indem sich beispielsweise die Zählgeschwindigkeit des Reims oder die Sprunghöhe erhöht.
Ja oder Nein sagen ist verboten
Dieses Konzentrationsspiel könnt ihr auch während einer längeren Auto- oder Zugfahrt mit den Kindern spielen. Oder einfach zwischen den Hausaufgaben, wenn der Nachwuchs eine kleine Pause von der Schularbeit benötigt. Der Spielleiter stellt allen Mitspielern Fragen, auf welche sie nicht mit „Ja“ oder „Nein“ antworten dürfen. Sieger ist, wer die meisten Antworten schafft. Kreativität und Zuhören sind hier gefragt.
Das Alphabet mal rückwärts
Ein Alphabet rückwärts aufzusagen, ist eine Herausforderung, selbst für uns Erwachsene. Dies liegt daran, dass das Aufsagen allein ein Automatismus ist. Ähnlich wie das Rezitieren eines Gedichtes. Schwieriger wird es beim Rückwärtsaufsagen, da sind Nachdenken und Konzentration angesagt. Mit zunehmendem Tempo steigt auch der Schwierigkeitslevel.
Spiele mit Zahlen und Worten
Zuhören ist bei dieser akustischen Übung erforderlich: In einem Gespräch, einem Hörspiel oder einer vorgelesenen Geschichte müssen die Zuhörer herausfinden, wie häufig bestimmte und vorher festgelegte Wörter, auftauchen.
Ein Klassiker, welcher bereits von Kindern in der Kita mit Begeisterung gespielt wird, ist „Ich packe meinen Koffer“. Auch hier sind mehrere Mitspieler notwendig. Das Spiel beginnt mit den Worten: „Ich packe meinen Koffer und nehme eine Jacke (hier kann natürlich auch jedes andere Kleidungsstück genannt werden).“ Die zweite Person fängt ebenso an, erwähnt den zuvor gelegten Gegenstand und fügt einen neuen hinzu. Jeder der danach an der Reihe ist, verfährt nach dem selben Muster, wobei die Liste der gepackten Gegenstände im Koffer kontinuierlich steigt.
Die motorische Koordination trainieren

Unter Koordination wird die Fähigkeit verstanden, Bewegungen zielgerichtet, technisch und schnell durchzuführen. Diese Anlage ist nicht angeboren, sondern muss in den ersten Lebensjahren erlernt und kontinuierlich trainiert werden. Gezielte Übungen verbessern nicht nur die Koordination, sondern verbessern zudem die Aufmerksamkeit und Konzentration bei Kindern und Erwachsenen. Auch dafür gibt es Spiele und Trainingseinheiten:
Die Balance halten
Dieses Konzentrationsspiel fördert zusätzlich den Gleichgewichtssinn, insgesamt werden drei Aspekte des menschlichen Gehirns angesprochen. Der Spieler wählt einen beliebigen Gegenstand aus dem Alltag und versucht diesen auf den Fingerspitzen, dem Handrücken oder dem Fuß zu balancieren. Ziel ist es, so lange wie möglich durchzuhalten.
Fingerübungen
Dies ist kein klassisches Spiel, um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, sondern vielmehr eine kleine Trainingseinheit, welche sich praktisch überall und jederzeit durchführen lässt. Mit der Spitze des linken Daumens werden die restlichen Fingerspitzen angetippt. Einmal vorwärts, einmal rückwärts. Dann geht es weiter mit der rechten Hand. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, kann man diese Übung an beiden Händen gleichzeitig durchführen, vielleicht klappt es sogar in verschiedene Richtungen.
FAQ
Wie lange können sich Kinder konzentrieren?
Verschiedenen Studien haben belegt, dass die Konzentrationsfähigkeit mit zunehmendem Alter der Jungen und Mädchen stetig weiter steigt. 2- bis 3-Jährige können sich kaum länger als 7 Minuten am Stück konzentrieren, ehe sie sich eine andere Beschäftigung suchen. Bei 5- bis 7-Jährigen sind es immerhin schon bis zu 15 Minuten.
Sind Apps auf dem Smartphone oder Computer schädlich?
Handys und PCs sind aus unserem heutigen Leben kaum noch wegzudenken. Und es ist wichtig, dass die Kinder bereits mit diesen Medien aufwachsen und mit ihnen umzugehen wissen. Viele Softwarehersteller bieten für die unterschiedlichen Betriebssysteme Konzentrationsspiele für Kinder an. Einige Minuten Spielzeit täglich sind nicht schädlich, sofern das Spiel altersgerecht ist und Bewegung sowie der soziale Kontakt zu anderen Kindern nicht zu kurz kommen.